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Gute Produkte allein reichen nicht mehr aus

Nah am Markt, nah am Kunden: Prinz bleibt auch im Jubiläumsjahr innovativ. Ende September begeht die Carl Prinz GmbH & Co. KG in Goch am Niederrhein ihr 125jähriges Firmenjubiläum. Wir haben vor Ort Einblicke in ein erfolgreiches Familienunternehmen in vierter Generation gewonnen...

Ende September begeht die Carl Prinz GmbH & Co. KG in Goch am Niederrhein ihr 125jähriges Firmenjubiläum. Wir haben vor Ort Einblicke in ein erfolgreiches Familienunternehmen in vierter Generation gewonnen.

"Kraftvoll in die Zukunft" - 125 Jahre erfolgreiche Unternehmensgeschichte sind für die Unternehmerfamilie Prinz kein Anlass, allzu lange zurückzublicken (s. auch Trialog Seite 10). Vielmehr arbeitet die Carl Prinz GmbH & Co. KG ganz im Sinne des Jubiläumsmottos kontinuierlich daran, der Unternehmensgeschichte, die 1890 als Großhandel für Innendekorationsartikel mit dem Kaufmann Carl Prinz begann, weitere Kapitel hinzuzufügen.
Joachim W. Prinz, Enkel des Firmengründers, übernahm 1965 die Geschäftsführung und richtete den Fokus auf die Entwicklung und Herstellung hochwertiger Profile für Boden, Wand und Decke. Nacheinander entstanden das Prinz D.O.S.-System (Dübelfest Ohne Schrauben), das Profi-Tec-Clipsprofilsystem mit seiner wegweisenden Kugelgelenktechnik und das PS 400 Schraubprofilsystem, das erstmalig mit Selbstbohrschrauben verbunden wurde. Im Wandel der Zeiten entwickelte sich das innovationsfreudige Familienunternehmen aus dem niederrheinischen Goch zu einem modernen Dienstleister und führenden Anbieter von intelligenten Profilsystemen für elastische und textile Bodenbeläge sowie für Parkett, Laminat und Kork in Europa.
Mit der Akquisition des Unterlagen-Spezialisten ProtectFloor 2009 wurde ein weiteres Standbein hinzugefügt: das Segment der Trittschalldämmungen und Parkettunterlagen. Inzwischen verantwortet mit Katharina Prinz die vierte Generation die Geschicke des Profilsystem-Spezialisten, unterstützt durch Joachim W. Prinz, der sich besonders projektbezogenen Aufgaben widmet. Katharina Prinz: "Ursprünglich hatte ich einen ganz anderen Berufswunsch, den ich noch einmal geändert habe. Anlass war unser hundertjähriges Firmenjubiläum - ein Ereignis, das für mich prägend war, weil mir bewusst wurde, dass das Unternehmen in der Familie nach meinem Vater nicht weitergeführt werden würde." In der Konsequenz tauschte sie ihr Jura-Studium gegen die Betriebswirtschaftslehre und stieg nach erfolgreichem Abschluss in die Firma ein. Einen Schritt, den sie bis heute nicht bereut habe, so die engagierte Unternehmerin.


Umsatzplus angestrebt

Im Jubiläumsjahr streben die Gocher mit aktuell 83 Mitarbeitern an, den Umsatz um fünf Prozent anzuheben. Neben zahlreichen Neukunden im Kernabsatzmarkt Europa konnte Prinz nach eigenen Angaben auch Kunden in Australien, den USA und in Südamerika hinzu gewinnen. Allein die Premium-Profilsysteme made by Prinz sind heute in rund vierzig Ländern im Einsatz. Seiner Vertriebsstruktur will Prinz treu bleiben und an den Fach- und Großhandel sowie den Baustoffhandel liefern. "Eine Direktvermarktung ist für uns auch in Zukunft keine Option", betont Katharina Prinz.


Wofür stehen 125 Jahre Prinz? Welche Rolle spielt der Faktor Familie? Welche Herausforderungen gilt es für eine erfolgreiche Zukunft zu meistern? Die beiden Unternehmergenerationen Katharina und Joachim W. Prinz klären das im Gespräch mit unserer Redaktion.


125 Jahre Prinz - woran denken Sie persönlich bei diesem Ereignis?


Joachim W. Prinz: Das ist ein Ereignis, das bei Unternehmen, die durchgängig in Familienbesitz sind, nicht allzu oft vorkommt.
Wir sind froh darüber, dass das bei uns so ist und auch so weitergehen wird. Die vierte Generation sitzt mir gegenüber und macht das hervorragend. Wir können also sicher sein, dass die 125 Jahre nicht die endgültige Strecke sind. Insofern kann man schon stolz sein. Zudem haben wir hier ein wirklich hervorragendes Team und sehr viele langjährige, engagierte Mitarbeiter, ohne die dieser Erfolg nicht denkbar wäre.
Was waren die Meilensteine im Rückblick auf die vergangenen Jahre?
Katharina Prinz: Wenn wir etwas weiter zurückgehen, waren 1965 und 1990 mit die wichtigsten Jahre für uns. 1965 hat mein Vater die Geschäftsführung übernommen. Damals musste die Entscheidung getroffen werden, ob wir uns auf Handel oder Produktion konzentrieren. Während mein Großvater mehr für den Handel war, wollte mein Vater immer produzieren. Beim Ausstieg meines Großvaters wurde das Unternehmen dann strategisch neu ausgerichtet auf die Produktion. Im Zuge dessen blieben von den ursprünglichen Geschäftsfeldern zwei übrig, zum einen die Dübel-Fertigung, zum anderen die Profile, die sich damals noch auf ein schmales Sortiment beschränkten.
1990 ging es dann richtig los mit der Entwicklung des D.O.S-Systems im Zuge des aufkommenden Trends zu Parkett- und Laminatbelägen. Die nachfolgende Domotex, auf der wir das System vorgestellt haben, war ein voller Erfolg! Das D.O.S.-System war das Gesprächsthema der Messe, auch weil es in der Branche bis dahin einfach kaum Innovationen gab. Für uns war das eine Initialzündung. Inzwischen realisieren wir rund 45 Prozent unseres Umsatzes mit Premium-Profilsystemen, die nur wir führen.
Joachim W. Prinz: Jedes Unternehmen hat Höhen und Tiefen. Ich glaube, um erfolgreich zu sein, kommt es darauf an, was in der Familie weitergegeben wird. Unser Familienwappen ist dafür ein gutes Beispiel: Es stellt einen Bienenkorb dar - ein Symbol, das für Fleiß und Arbeit steht und so haben wir auch immer gehandelt und gelebt.
Auf welche Herausforderungen in der Zukunft stellen sie sich ein?
Joachim W. Prinz: Wir wissen, dass nur der Wandel beständig ist. Ich bin sicher, dass der Online-Handel stärker werden wird. Wir merken immer mehr, dass auch der stationäre Handel heute zunehmend im Online­Geschäft aktiv ist. Das muss man erkennen und darauf reagieren. Zudem stellt der Verbraucher immer größere Anforderungen an die Vielfalt und die Individualität der Produkte. Stichworte sind hier Digitaldruck und Kleinst-Serien.
Katharina Prinz: Wir wollen in der Nische der Beste sein und das ist man nur, wenn man innovative Problemlösungen bringt und sich in seine Kunden hineinversetzt. Früher reichte es, ein gutes Produkt zu machen und in den Markt einzuführen. Das reicht heute nicht mehr. Gefordert ist ein ganzheitlicher Ansatz, wenn man auch gegen osteuropäische und asiatische Konkurrenz bestehen will. Wir müssen näher am Markt und näher am Kunden sein als das ausländische Produkt. Dazu gehören eine sehr hohe Logistikkompetenz, also eine hohe Warenverfügbarkeit und bedarfsgerechte Logistikkonzepte. Des Weiteren reduziert der stationäre Handel sein Lagersortiment auf das, was sich dreht. Trotzdem bietet er seinem Kunden das gesamte Spektrum an und bestellt die Produkte dann nach Bedarf bei uns. Darauf haben wir uns eingestellt.
Im vergangenen Jahr haben wir rund 45.000 Aufträge versendet mit vielen kommissionsbezogen Lieferungen. Das ist für ein Unternehmen unserer Größenordnung viel. Ebenso müssen wir im Bereich Service sehr viel mehr bieten als noch vor zwanzig Jahren, unter anderem bei der Technik-Hotline, bei Schulungskonzepten, bei der Marketingunterstützung und ganz wichtig bei der Informationstechnologie.
Wenn Sie einen Wunsch für die Zukunft Ihres Unternehmens frei hätten, wie würde er lauten?
Joachim Prinz: Ich würde mir wünschen, dass die Überregulierung von Unternehmen ein wenig zurückgefahren beziehungsweise vereinfacht wird.
Katharina Prinz: Ich persönlich wünsche mir mehr Zeit im Tagesgeschäft, um strategische Dinge und wichtige Projekte vorantreiben zu können. Und, ganz wesentlich: Wir sind unabhängig und wollen auch künftig in Familienbesitz inhabergeführt bleiben.

NICOLE STOLPMANN

eurodecor, Ausgabe 7-8/2015
www.eurodecor.de

20. Juli 2015, 10:20
Katharina und Joachim W. Prinz

125 Jahre wird das Unternehmen Prinz in diesem Jahr alt. Die beiden Unternehmergenerationen Katharina und Joachim W. Prinz ziehen im Gespräch mit der Redaktion eurodecor Bilanz und blicken voraus.

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