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WHO IS WHO IN DER ANWENDUNGSTECHNIK – Dehnfugenprofile nehmen Bewegungen des Untergrunds auf

Profile haben sich als unverzichtbares Zubehör-Produkt etabliert. Eine spezielle Sorte stellt dabei das Dehnfugenprofil dar. Im folgenden Fachbeitrag erläutert der Leiter der Anwendungstechnik und Objektberatung beim Profilehersteller Carl Prinz, Norbert Lauhöfer, wofür der Bodenhandwerker dieses Profil benötigt. Er gibt zudem Tipps, um Probleme bei dessen Einbau von Anfang an zu vermeiden.

 

Hintergrund: Was ist ein Dehnfugenprofil?

In der Regel bestehen Dehnfugenprofile aus zwei parallelen Fliesenabschlussprofilen, die mit einer elastischen Dehnmasse in der Mitte verbunden sind. Die sogenannte Dehnzone kann aus Silikon, EPDM (Ethylen-Propylen-Dien-Kautschuk) oder koextrudiertem PVC bestehen. Klassische Dehnfugenprofile mit einer elastischen Dehnzone sollen die Bewegungen aus dem Untergrund in vertikaler und horizontaler Richtung aufnehmen. Sie dienen dazu, den Abriss oder das Lösen des Belags, vor allem aber die Gefahr des Bruchs des Untergrunds, zu vermindern.

 

Art und Ausbildung von Bewegungsfugen

Auszug aus dem Kommentar zur DIN 18365: Die Ausführung und Ausbildung von Bauwerks-, Bewegungs- oder Randfugen aus konstruktiven oder architektonischen Gesichtspunkten müssen vom Planer vorgesehen und in der Ausschreibung berücksichtigt werden. Fugenprofile und deren Einbauart sind entsprechend der zu erwartenden Belastung auszuschreiben. Die Vorlage eines Fugenplanes ist erforderlich. Vorhandene Bewegungsfugen müssen deckungsgleich im Bodenbelag übernommen werden.


Das Problem: Klebung des Profils ist entscheidend

In der Praxis kommt es immer wieder zu Diskussionen, ob überhaupt ein Profil eingebaut werden soll - gleich ob es sich dabei um ein Dehnfugenprofil oder ein Profil zur Trennung zweier aneinander liegender Bodenbeläge im Bereich einer Dehn-, Trenn-, Bauwerks- oder Bewegungsfuge handelt. Zumeist spielen ästhetische Gründe hier eine Rolle. Haben sich die Verantwortlichen endlich auf die Regeln der Technik verständigt und den Einbau eines Dehnfugenprofils geeinigt, fangen häufig die Probleme erst an.

Selbstverständlich ist es aufwendiger, ein Dehnfugenprofil nach seinem Einbau zunächst so anzuspachteln, dass der nachfolgende Bodenbelag passend an das Profil angelegt werden kann. Daher werden die Profile oft aus Zeitgründen einfach mittels Sprühoder Kontaktklebstoffen auf die Flächenspachtelung geklebt. Hierbei wird dann anstatt eines etwas höheren Profils lediglich ein Profil mit einer Innenhöhe entsprechend des zu verlegenden Bodenbelags verwendet. Da nun die Einbauhöhe des Profilschenkels mit ca. 1,2 bis 1,5 mm auf der Spachtelung liegt, muss diese nun zur Restfläche ausgeglichen werden. Hierzu wird in der Regel eine Füllspachtelmasse verwendet. Die Spachtelung kann als Kratzspachtelung verstanden werden, da sie nun keine zusätzliche Höhe mehr aufbauen darf. Dies begründet aber zu wenig Masse zur Aufnahme der Feuchtigkeit aus dem Bodenbelagsklebstoff. Eine ausreichende Anhaftung ist kaum zu gewährleisten.

Problematisch ist aber mehr die Klebung des Profils auf der Flächenspachtelung. Es spricht nichts dagegen, eine Kettelsockelleiste mittels eines Sprüh- oder Kontaktklebstoffs an der Wand zu befestigen. Hierbei wirkt auch keine besondere Belastung auf die Sockelleiste. Um aber ein Dehnfugenprofil, das hohen Belastungen standhalten soll, dauerhaft zu befestigen, ist mindestens die Verwendung von hoch belastbaren Klebstoffen wie Gießharz- oder Zwei-Komponenten-Epoxidharz-Klebstoff zu empfehlen. In diesem Zusammenhang sollte die Innenhöhe des Profils so gewählt werden, dass es direkt auf der Estrichoberfläche und unterhalb der Flächenspachtelung verbaut werden kann. Dies hat den Vorteil, dass später ausreichend Spachtelmasse auch auf den Profilschenkeln liegt, um einen saugfähigen Untergrund zu gewährleisten. Das Richtmaß beträgt mindestens 2 mm für Spachtelung und Kleber plus Bodenbelag. Somit ist z. B. für einen 2 mm homogenen PVC-Bodenbelag mindestens ein Dehnfugenprofil mit einer Innenhöhe von 4 mm zu verwenden.


Mein Tipp: Innenhöhe des Profils richtig auswählen

Damit ein Dehnfugenprofil seiner Aufgabe gerecht wird, sollte die Innenhöhe des Profils so gewählt werden, dass eine ausreichend hohe Spachtelung zur Herstellung eines saugfähigen Untergrundes sowie ein planebener Übergang von Bodenbelag zu Bodenbelag in den angrenzenden Räumen gewährleistet werden kann.

Dehnfugenprofile müssen auf dem Untergrund fest angeordnet sein. Zug- und Schubkräfte sowie die Belastungen von oben (durch schwere Möbel, Krankenbetten, Hubwagen etc.) wirken auf das gesamte Profilsystem. Auch unterschiedliche Heizkreise lassen die Estrichplatten unterschiedlich agieren. Anders als bei der Verarbeitung in Verbindung mit keramischen Fliesen, bei denen das Profil in den Klebermörtel eingelegt wird, sollen Dehnfugenprofile zur Verwendung mit z. B. homogenen PVC-, Linoleum- oder Designbelägen grundsätzlich mit hartabbindenden Klebstoffen auf den tragfähigen Untergrund (Estrich) aufgeklebt werden. Am besten eignen sich hierfür Gießharz- oder Epoxidharz-Klebstoffe.

Die Profile sollten in ein sattes Kleberbett eingelegt werden, sodass geringe Mengen des Klebstoffs durch die Lochstanzung der Profile durchdringt. Überschüssiger Klebstoff kann dann planeben abgezogen werden und mittels Quarzsand abgesandet werden - damit die spätere Spachtelung auf dem Profil Haftung findet. Damit der verwendete Bodenbelag später mit der Profiloberkante planeben abschließt, wird anschließend mittels einer geeigneten Spachtelmasse der Niveauausgleich hergestellt.

An das fest eingebettete Dehnfugenprofil kann der Bodenbelag höhengleich mit der Profiloberseite angearbeitet werden. In der Regel sitzt das Dehnfugenprofil bzw. die Dehnzone des Profils direkt unter der Tür und . wird verdeckt, wenn diese geschlossen ist. Nicht selten ist die Dehnfuge des Untergrundes nicht an der Stelle, wo später die Tür diese überdecken soll. Klassische Dehnfugenprofile haben eine Schenkelbreite von ca. 25 mm und eine Gesamtbreite von 54 mm. Dies genügt, um eine Dehnfuge ausreichend zu überbrücken und bei geeigneter Klebung ausreichend Halt für das Profil zu gewährleisten. Für breitere Fugen oder solche, die versetzt zur Tür sind, können breitere Dehnfugenprofile Verwendung finden – etwa das Prinz-Dehnfugensystem Dila Tec.

 

Vita Norbert Lauhöfer:

- 2013 - heute: Leiter der Anwendungstechnik bei Carl Prinz
- 2007 - 2013: Anwendungstechniker bei Windmöller (Wineo)
- 1988 - 2007: angestellter Bodenleger im Privat- und Objektbereich, selbstständiger Bodenleger im Objektbereich, staatl. Geprüfter Bodenleger bei Erich Rosenbaum, Weiterbildung zum Werbekaufmann, diverse Fachlehrgänge
-1987 - 1988: Tuftingmechaniker

 

FUSSBODENTECHNIK / Ausgabe 6/2022

20. Oktober 2022, 14:18

Norbert Lauhöfer Leiter der Anwendungstechnik & Objektberatung Carl Prinz GmbH & Co. KG

Das Prinz-Dehnfugensystem Dila Tee ermöglicht es, auch breite oder versetzte Fugen zu überbrücken. Die Varianten des Profils 77810 und 77910 mit schmaler Dehnzone sind für Gesamthöhen bis 4 mm geeignet. Das Foto zeigt die klassische Montage zentriert über der Dehnungsfuge.

Die Profil-Varianten 778 20 und 779 20 von Carl Prinz bieten sich für Gesamtaufbauhöhen bis 6 mm an. Auf dem Bild ist die versetzte Montage zu sehen.

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